Bilder, die tragen

Unterwegs mit Erinnerungen ans verlorene Augenlicht

Nikolaus Fischnaller

Inhalt

Anschaulich und treffend erzählt der Autor anhand seiner interessanten Lebensgeschichte über Zustände und Brauchtumsweisen in einem Bergdorf aus vergangenen Zeiten, in denen materielle Lebensbedingungen, aber auch die Einstellung zum Leben noch ganz anders als heute waren.
Nikolaus Fischnaller, der in seiner frühen Jugend langsam sein Augenlicht verlor, beschreibt in diesem Buch auch viele beeindruckende Situationen, die er während seines Erblindens und dann als Nichtsehender erlebt hat, wie sie auf ihn und auf andere wirkten und was er daraus gemacht hat.
Die Schilderung seiner positiven Einstellung und seines Umgangs mit der Behinderung kann ein kleiner Ratgeber und eine Hilfestellung für die eigene Lebensbewältigung sein.
Die humorvolle und spannende Beschreibung von einzelnen damaligen Situationen und Erlebnissen, die verpackten Botschaften und Lebensweisheiten, sowie die passende Bebilderung mit alten Fotos machen das Buch lesenswert und interessant für Jung und Alt

Dr. Ernst Parschalk, Historiker

Leseprobe

Einige Auszüge aus dem Buch

Die Nestwärme und die Geborgenheit aber, die wir bei unseren Eltern genossen, haben uns geprägt und sind für uns alle und für unser Leben zu einem unschätzbaren Wert geworden. In der Familie herrschten trotz materieller Not Friede, Zusammenarbeit, Gottvertrauen. Es war für mich ein warmes Nest, ein sonniger Winkel, wo ich Wurzeln geschlagen habe, die mir bis heute Halt geben und mich für mein ganzes Leben geprägt haben. Wir lebten in bescheidenen, wenn nicht kargen Verhältnissen. Aber wenn man gelernt hat, für kleine Dinge dankbar zu sein, bekommt man große Dinge geschenkt.

Die Schulzeit war für mich eine schöne Zeit, weil mich einfach alles interessierte, was man da so lernen konnte. Andererseits war es jetzt aber soweit, dass meine wirklichen Schwierigkeiten wegen des Schlechtsehens hier unbarmherzig zum Tragen gekommen sind. Heute spricht man gerne von Integration, „das Kind ist integriert". Ich halte nichts vom Wort „Integration", man kann niemand integrieren. Man kann nur für jemanden die Voraussetzungen schaffen, dass er sich selber integrieren kann. Das heißt, Beratung und Training anbieten, damit geeignete Techniken erlernt werden können; die notwendigen Hilfsmittel müssen zur Verfügung gestellt werden und alles ist zu fördern, wodurch das Selbstwertgefühl gestärkt wird.

„Die Solidarität ist unter uns Selbstbetroffenen immer von besonderer Bedeutung.
Aus Solidarität hat man mir geholfen, mein Geschick trotz meiner Behinderung
in die eigenen Hände zu nehmen und daraus ein erfülltes Leben zu machen.
Aus Solidarität wirken wir in unseren Selbsthilfegruppen und -einrichtungen.
Aus Solidarität sind wir weltweit in Entwicklungs- und Selbsthilfeprojekten tätig.
Aus Solidarität möchten wir auch unseren sehenden Mitmenschen etwas über uns und etwas über sie selbst sagen und in einzelnen Fällen vielleicht auch gerade für sie Hoffnungsträger sein."

Außer im Blindenzentrum arbeite ich neben dem italienischen Blindenverband, wo ich immer noch im Vorstand mitwirken darf, und der Blinden- und Sehbehindertensportgruppe, die ich zusammen mit den drei Sektionsleitern leite, auch für andere soziale Gruppen oder behinderte Menschen in verschiedenen Organisationen oder Einrichtungen mit. Z.B. in der Genossenschaft Werktätiger Behinderter mit geschützten Werkstätten und im Dachverband der Sozialverbände, wo ich jeweils in verschiedenen Aufgabengebieten tätig bin. .

Ob Triebkraft für einzelne Initiativen, ob einfach verlässlicher Mitarbeiter oder Vertreter für die Anliegen unserer Behindertenkategorie, es hat mir Spaß gemacht und es hat für mich immer einen Sinn gehabt, für diese Anliegen zu arbeiten. Ich habe durch diese Arbeit auch für mich selbst viel gewonnen und bin dafür sehr dankbar. .

Gerne mache ich Sensibilisierungsarbeit für Schüler oder andere Gruppen aus der Bevölkerung. Sensibilisierung heißt, entweder kommen Gruppen in das Haus oder wir kommen zu ihnen in die Schule oder in die Einrichtung. Da findet einfach eine erste Begegnung zwischen sehenden Menschen und einem Nichtsehenden statt. Ich erzähle von mir, wie ich das Augenlicht verloren habe, wo ich Probleme habe, was ich arbeite, was mir im Leben wichtig ist und berichte über meine sportliche Tätigkeit.

Ich spreche über die Blindenschrift und über unsere Hilfsmittel, und wir üben das Begleiten. Die Schüler sollen die Angst verlieren, jemanden, der nicht sieht, auf der Straße anzusprechen. ...


Bilder und Gedanken sind Kräfte, die tragen und wirken.


Wenn man einem Blinden oder Sehbehinderten etwas beschreiben möchte, eine Landschaft, ein Bild oder irgendwas, muss man es verbal erklären. Je nach Situation ist es einmal die Beschreibung von Stimmungsbildern oder es ist eine technische Beschreibung, mit der man sich als Blinder das Bild in der Vorstellung nachzeichnen kann. .

"Was ich sehe, sag ich dir,
und was du siehst, das liegt bei dir.
Durchs Deuten wär's ein Bild von mir,
Ein Bild, das trägt, es wächst in dir."